Frau Paulmann, Sie sind im 3. Mastersemester Geodäsie an der Universität Bonn. Und seit Januar mit Kerstin Will im Tandem des Geomentoring-Programms verbandelt. Wie kam es dazu?
Paulmann: Ich habe einen Aushang an der Uni gesehen. Ich war sofort interessiert und habe in einem Fragebogen meine Motivation, meinen Werdegang und meine Interessen skizziert. Nach dieser Kurzbewerbung hat mich das Organisatonsteam mit Kerstin Will zusammengeführt.
Frau Will, Sie leiten die Abteilung 'Geobasis NRW' bei der Bezirksregierung NRW mit rund 280 Mitarbeitenden. Warum haben Sie sich entschieden, sich zusätzlich zu Ihrer Fülle an Aufgaben noch um eine Mentee zu kümmern?
Will: 'Geobasis NRW' steht vor großen Herausforderungen. Der demographische Wandel fordert uns: Mitarbeitende werden in den nächsten Jahren zunehmend in Pension gehen, gleichzeitig gibt es weniger Studierende im Fach Geodäsie. Der Recruitingbedarf ist enorm und der Wettbewerb um die jungen Leute riesig: Kommunen, öffentlich bestellte Vermessungsunternehmen, Bundes- und Landesministerien, die Privatwirtschaft – die Absolventinnen und Absolventen können sich die Jobs aussuchen. Ich habe mich riesig über das Mentoringprogramm gefreut und mich sofort als Mentorin gemeldet. Denn so habe ich die Möglichkeit, Kontakt in die Uni und zu jungen Leuten zu knüpfen und uns als Arbeitgeberin vorzustellen. Sie müssen wissen, das amtliche Vermessungswesen arbeitet immer noch im 'Darknet'. (lacht) Die jungen Leute wissen so gut wie nichts über uns.
Stimmt das, Frau Paulmann?
Paulmann: Tatsächlich haben wir im Studium nur wenige Veranstaltungen zum Thema Amtliches Vermessungswesen. Die Studieninhalte sind weit gefächert. Wir haben rund 20 Masterabsolventinnen und -absolventen pro Jahrgang, die sich zwischen einer enormen Bandbreite an Jobeinstiegen entscheiden können: Das geht vom autonomen Fahren bis zu astronomisch physikalischer Geodäsie. Das Amtliche Vermessungswesen ist nur ein kleiner Teilbereich.
Und wie harmonieren Sie beide bislang im Team?
Will: Ich bin sehr glücklich über Helen als Mentee. Wir hatten sofort einen Draht zueinander. Geplant war, dass sie in Sitzungen und Dienstbesprechungen dabei sein sollte. Dann kam Corona und mit dem Virus die Kontaktbeschränkungen. Wir sprechen regelmäßig miteinander, hatten neben WebEx-Konferenzen auch zwei persönliche Treffen. Und Helen war bei einem Lehrgang der Referendarinnen und Referendare mit dabei. Ich bin sehr froh, dass wir uns kennenlernen durften. Helen bringt ihre Sichtweise mit in meine Arbeitsinhalte ein und unterstützt mich mit Ideen zur Nachwuchsförderung. Das ist ungeheuer wertvoll für uns. Ich würde mir sehr wünschen, dass sie sich für ein Referendariat entscheidet.
Paulmann: Mir geht es genauso. Der Austausch mit Kerstin ist für mich sehr wertvoll. Das passt alles sehr gut zueinander.
Was ist für Sie beide denn bisher der größte Mehrwert des Programms?#
Will: Für mich ist besonders wertvoll, durch Helen wieder Zugang zu der Sichtweise von jungen Menschen zu kommen. Diese andere Perspektive hilft mir, keine Scheuklappen zu bekommen. Für mich als Führungskraft ist es von ungeheurer Bedeutung, mich in diese Generation hineinzuversetzen und unsere Arbeitsbedingungen wenn möglich auf deren Ansprüche zuzuschneiden.
Paulmann: Neben dem direkten Kontakt zu Kerstin und die tollen Einblicke fachlicher Art, die sie mir gibt, waren es vor allem zwei Punkte: Die Workshops zu unserer Persönlichkeit und zu unserer Außendarstellung wirken immer noch in mir nach. Das waren zwei vollgepackte Tage, die etwas bewirkt haben. Auch die Online-Meetings waren sehr hilfreich. Denn über die Vorstellung der anderen Mentorinnen und Mentoren habe ich gesehen, was einige Arbeitgeber bieten. Das ging von Sportgutscheinen über Obstkörbe, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten bis zu Zuschlägen beim Mittagessen. Das sind Extras, die für Jobeinsteiger durchaus interessant sind.
Das klingt ja nach einem gelungenen Experiment für beide Seiten. Frau Paulmann, können Sie sich nach den bisherigen Erlebnissen denn vorstellen, das Referendariat zu machen und in das amtliche Vermessungswesen einzusteigen? (Kerstin Will hält sich gespielt die Ohren zu)
Paulmann: Nach aktuellem Stand kann ich mir das Referendariat im Anschluss an meinen Master gut vorstellen. Die Masterarbeit schließe ich voraussichtlich noch in diesem Jahr ab und das Referendariat startet im April. Da bleibt noch Zeit für eine kleine Pause vor dem Start ins Arbeitsleben. Wunschort wäre aus privaten Gründen Düsseldorf. Kerstin und ich werden sicherlich auch weiterhin den Kontakt halten – das Mentoring-Programm wurde aufgrund von Corona um ein Jahr verlängert. (Kerstin Will jubelt)
Gibt es noch etwas, was sie nach diesem Finale anmerken möchten?
Will: Unbedingt! Helen und ich möchten uns bei der Wirtschaftsförderung Bonn für das Mentoringprogramm bedanken. Dieses Instrument hilft beiden Seiten enorm. Zudem geht unser Dank gezielt an Katrin Böhnke, die die gemeinsame Arbeit trotz aller Widrigkeiten mit ihrem Elan, ihrer Kreativität und ihrer Offenheit beflügelt!
Frau Paulmann, Frau Will, ich bedanke mich recht herzlich für das Interview.