Stadtbaurat Helmut Wiesner, Chief Digital Officer Friedrich Fuß und Jochen Wagner, Leiter des Amtes für Bodenmanagement und Geoinformation, haben zum Digitaltag 2021 das Projekt „Bonn in 3D“ vorgestellt.
Das 3D-Modell Bonns im Internet
Funktionen
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bonns sind z.B. für Tourismus und Kongresswesen direkt navigierbar. Dadurch entsteht ein attraktiver Überblick über die räumlichen Zusammenhänge für Ortsunkundige. Aber auch alteingesessene Personen werden an der Anwendung und Neuentdeckung ihrer Stadt aus der Vogelperspektive große Freude haben.
Über die praktische Funktion „Ausschnitt weiterempfehlen“ können Anwendungsszenen direkt an andere Personen versandt oder auch als Verlinkung in Web-Seiten eingebaut werden. Über die „Verschattungsfunktion“ kann zu beliebigen Zeitpunkten der Schattenwurf von Bauwerken und Vegetation simuliert werden.
Dreidimensionale „Linien- und Flächenmessungen“ zum Beispiel für Dachdecker und Bauherren sind weitere, sehr nützliche Funktionen.
Über die sogenannte „Filmklappen-Funktion“ können per Bildschirm-Video auch bewegte Bilder erzeugt werden, um z.B. einen Objektbereich zu umfliegen und von allen Seiten zu betrachten. Die „Schnittflächen-Funktion“ erlaubt die Visualisierung eines Geländeniveaus, was z.B. in Rheinnähe zur Simulation von Hochwasserereignissen nützlich sein kann.
Neben dem 3D-Stadtmodell werden auch 10.122 Schrägluftbilder aus den vier Himmelsrichtungen zur Betrachtung zur Verfügung gestellt, was einen enormen Schatz der Stadtdokumentation darstellt.
Der amtliche 2D-Stadtplan der Bundesstadt sowie eine Adresssuche für die umfassende räumliche Orientierung runden das Angebot ab.
Auch war der Stadt besonders wichtig, die wunderschöne Gebietskulisse außerhalb der Stadtgrenzen insbesondere mit dem Siebengebirge mit digitalem Geländemodell mit einzubeziehen. So sind sehr realitätsnahe Fernblicke gegeben.
Rolle innerhalb der Digitalstrategie der Bundesstadt Bonn
„Das 3D-Stadtmodell in Form des 3D-Meshes wird von der Stadt in ihrer Smart-City-Strategie als erster Grundbaustein einer ,digitalen Repräsentanz´ der Stadtmorphologie und als Basis zukünftiger sogenannter ,digitaler Zwillinge´ positioniert“, erläutern Chief Digital Officer Friedrich Fuß und Jochen Wagner, Leiter des Amtes für Bodenmanagement und Geoinformation, welches das 3D-Modell realisiert hat.
In weiteren Entwicklungsstufen sollen insbesondere neue geplante städtebauliche Projekte und Bauwerksmodelle in dieser digitalen Repräsentanz eingesetzt werden können, womit „Bonn in 3D“ zu einem nützlichen Tool für die Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Planungs- und Baudiskurse insgesamt werden würde. Die angestrebte Vision ist, in einem frei zugänglichen 3D-Stadtmodell sämtliche künftige bedeutsame Planungen, also das Bonn der Zukunft, visualisieren zu können.
Das 3D-Stadtmodell soll ab dem Jahr 2022 in jeweils zweijährigem Rhythmus aktualisiert werden, um für alle kommunalen Prozesse die ausreichende Aktualität dieser zentralen Informationsquelle anbieten zu können.
Technischer Hintergrund
Das Amt für Bodenmanagement und Geoinformation der Stadt Bonn lässt seit 1997 meist in Kooperation mit den Stadtwerken Bonn oder auch der Landesvermessungsverwaltung im mindestens dreijährigem Rhythmus hochaufgelöste Luftbilder aufnehmen. Diese Ergebnisse wurden bisher in zweidimensionalen Geo-Informations-Systemen verwendet und bilden eine inzwischen unentbehrliche Grundlage für fast alle Arbeitsprozesse der Stadtverwaltung.
Im Jahr 2019 wurden nun erstmals neben den üblichen Senkrechtluftbildern auch Schrägluftbilder aufgenommen. Aus diesem digitalen Bildmaterial werden über fotogrammetrische Algorithmen dreidimensionale „Punktwolken“ berechnet und diese wiederum zu kleinen Raumdreiecken mit Farbwerten gebündelt. Diese Ergebnisse werden als „3D-Mesh“ bezeichnet. Es entstehen hierbei sehr hohe Datenmengen, in Bonn insgesamt rund 3 Terrabyte.
Die Streaming- und Grafik-Technologien moderner Internet-Browser ermöglichen nun den Zugang zu diesen Daten und Funktionen für alle. Die Anwendung läuft auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem PC mit Graphikkarte und modernem Browser. Allerdings Achtung! Es werden erhebliche Datenmengen im Streaming transportiert, so dass sich eine entsprechende Netz-Verbindung und Flat-Rate empfiehlt.
Die Luftbildbefliegung und fotogrammetrische Auswertung wurde durch die Firma Aerowest, Dortmund, durchgeführt. Die funktional anspruchsvolle Web-Anwendung stellt die Firma Geoplex GmbH, Osnabrück, zur Verfügung.